Risikoabbildung im Clearing House
Ein Clearing House agiert als zentraler Kontrahent zwischen den Vertragspartnern eines Geschäftsabschlusses. So stellt es die Erfüllung des Geschäfts sicher. Das Clearing House übernimmt dazu diverse Risiken. Diese müssen die Handelspartner bei ihren Abschlüssen nicht mehr zu betrachten.
Das teilnehmerspezifische Risiko kann von dem Clearing House über gezielte Bewertungsverfahren bestimmt werden:
- Über das Collateral Management können Clearing Members ihre Margin- und Clearing Fund-Anforderungen bedienen. Dies geschieht durch die Hinterlegung von Sicherheiten in Geld (verschiedener Währungen) und Wertpapieren.
- Die zugelassenen Wertpapiere zur Sicherheiten-Hinterlegung werden auf täglicher Basis neu bewertet.
- Die Margin-Anforderungen werden auf Basis eines Risiko-Bewertungsmodells ermittelt und untertägig eingefordert bzw. freigegeben.
Eine akkurate Preisbildung zur Bewertung von hinterlegten Sicherheiten ist somit ein zentraler Baustein, das Risiko des Clearing Houses korrekt abzubilden.
- Die Preisbestimmung orientiert sich an aktuellen Marktpreisen, wenn diese verfügbar sind.
- Verschiedene Anleihearten sind zugelassen zur Hinterlegung von Sicherheiten. Nicht immer sind diese Anleihen jedoch so liquide, dass ein Börsenpreis verfügbar ist.
- Es müssen daher theoretische Preise bestimmt werden. Diese basieren auf verschiedenen mathematischen Modellen.
Aufgabe: Theoretische Preise bestimmen
- Ein operativer Prozess soll auf täglicher Basis die Referenzpreise für die Bewertung von Collateral Securities bestimmen
- Stammdatenverwaltung der Collateral Securities und anleihespezifischen Informationen und ggf. Attributierung
- Mapping von Anleiheklassen und Anleihestammdaten für die mathematischen Preisbestimmungsmodelle
- Modellierung des Credit Spreads (Implied Spread, CDS Par Spread) und der Basis zwischen theoretischem Preis und Marktpreis
- Auswahl des „besten“ Preises – Markpreis wenn aktuell verfügbar, sonst theoretische Preise
- Bestimmung von Haircuts (zum 99%igen Konfidenz-Niveau bzgl. der Differenz zwischen theoretischem Preis und Marktpreis) als Abschlag auf den theoretischen Preis zur Modellierung eines konservativen Bewertungspreises
- Übergabe an das operative Collateral Management System zur Bewertung von hinterlegten Sicherheiten
- Entwurf eines Validation Tools. Stammdaten und theoretische Preise werden hinsichtlich ihrer Güte geprüft.
- Berichtswesen über Stammdatenqualität, Outlier-Analyse, Haircuts und ökonomische Relevanz
Lösung: Analytical Backend Applications
- Schaffung einer Applikation zur Bewertung von Anleihen auf Basis des Unternehmens-DWH
- Schaffung eines Stammdaten-Repositories, das auf die mathematischen Bewertungsmodelle zugeschnitten ist
- Datenintegration und -transformation auf Basis von Informatica PowerCenter
- Kalibrierung von Hull-White-Modellen und Yield Curve/ Bootstrapping-Modellen auf Basis von Mathematica und UnRisk
- Preisbestimmung und Credit Spread-Bestimmung auf Basis von Mathematica und UnRisk (Hull-White, Bootstrapping)
- Validation User Interface
- Outbound-Interface zum Collateral Management System
Facts & Figures
- Implementierungsprojekt: Umfang 100 PT, zwei Monate Laufzeit
- Ca. 26000 als Collateral zugelassene Wertpapiere, davon sind ca. 23000 mit den verwalteten Stammdaten und mathematischen Modellen bepreisbar
- Pro Tag und Wertpapier werden bis zu vier Preise und zusätzliche Kennzahlen ermittelt (modified Duration, Convexity Yield to Maturity, Accrued Interest)
- Technik: Oracle, Informatica PowerCenter, Mathematica / UnRisk