Liquidität ist das zentrale Qualitätskriterium einer Börse. Sie beschreibt die Fähigkeit eines Marktes, zusätzliches Kauf- oder Verkaufsinteresse jederzeit, sofort und ohne Auswirkung auf das aktuelle Preisniveau zu befriedigen. Liquidität wird mittlerweile über vier Dimensionen der Marktmikrostruktur definiert:
- Markttiefe (market depth): In einem tiefen Markt stehen Kauf- und Verkauforder dicht um den aktuellen Marktpreis.
- Marktbreite (market breadth): Ein breiter Markt weist volumenmäßig hohe Kauf- und Verkaufsorder um den aktuellen Marktpreis auf. So können auch große Order ohne nennenswerte Preisausschläge befriedigt werden.
- Markterholungsfähigkeit (market resiliency): Ein Markt besitzt eine Markterholungsfähigkeit, wenn nach Preisveränderungen möglichst schnell wieder ein Marktgleichgewicht mit ausreichender Markttiefe und -breite hergestellen kann. DIes kann aufgrund temporärer Orderungleichgewichte auftreten.
- Immediacy (Sofortigkeit): Kann ein Markt neues Transaktionsinteresse ohne nennenswerten Zeitverzug und bei gegebener Markttiefe und -breite bedienen, so besitzt dieser die Eigenschaft der Sofortigkeit.
Eine Börse hat großes Interesse daran, seine Liquidität kontinuierlich messen und ggf. mit konkurrierenden Märkten vergleichen zu können. Kenntnisse über die Liquidität sind entscheidend für die Produktentwicklung, bieten Einblicke in die tatsächliche Marktmikrostruktur, ermöglichen Marketing für den eigenen Marktplatz und machen Risikobetrachtungen möglich – beispielsweise bei der Liquidierung eines Portfolios im Insolvenzfall.